Dienstag, 4. Juni 2013

Ich trau mich nicht...

...wie oft hat man diese kleine, leise Stimme im Kopf die einem das sagt.
Und wie oft hört man drauf? Viel zu oft. Jedenfalls geht es mir so.
Um ein Beispiel zu nennen, schwimmen gehen. Als Frau die nun mehr als mollig ist, was soll man sich das noch schön reden, und nicht mal die Hälfte an Selbstbewusstsein wie an Körpermasse besitzt, ist es wirklich eine Herausforderung sich in einem öffentlichen Schwimm- oder Freibad  im Badeanzug zu präsentieren.


Es hat wirklich einige Zeit gedauert, bis ich so weit war und mir sagte "Leckt mich doch! Ich geh schwimmen. Egal wie ich aussehe!" 

Als ich aus den Duschen in den Bereich des Pools kam, merkte ich bereits die Blicke der Menschen die, wie ich betonen möchte, weit über 60 wenn nicht an die 80 Jahre alt waren. Dies ist jedoch ein anderer Teil der Geschichte.
Ich versuchte mir jedoch nichts anmerken zu lassen und stieg ins Wasser.

Es fühlte sich so gut an, so unbeschwert und frei.


Und ich fragte mich selbst "warum hat es bloß so lange gedauert bis du dich dazu entschlossen hast?!" Ich habe das Wasser immer geliebt und fühlte mich einfach wohl, natürlich fühlte man sich auch um einige Kilos leichter.
Die Blicke der älteren Herrschaften spürte ich weiterhin, was sicherlich auch mit an meinem verzierten Körper lag. Ich hörte die älteren Damen sagen "So etwas brauchen wir nicht!" nachdem sie meine Tattoos bewunderten. Vielleicht trauen sie sich auch nicht?

Ich jedenfalls freute mich, dass ich mich endlich getraut hatte und fing an jeden Montag, Mittwoch und Freitag schwimmen zu gehen und nahm auch teil an der Aqua Gymnastik.

Den einen Morgen dachte ich mir "Hey, ob ich noch bis an den Boden tauchen kann an der tiefsten Stelle?"

Ich stellt mich also am tiefen Ende des Beckens in eine Ecke und stand...und stand... und stand... bewegte mich nicht Richtung Beckenboden.

Ich traute mich nicht.


Was ist wenn ich es nicht schaffe? Was ist wenn ich wieder hoch treibe? Denn Fett schwimmt nun mal oben,wie wir alle wissen. Was ist wenn ich eine riesen Welle auslöse und mich jeder anstarrt wenn ich wieder auftauche? 

Also tat ich es nicht. Ärgere ich mich über mich selbst? Aber Hallo!
Sollte es mir nicht völlig egal sein, was diese Menschen über mich denken? Na aber sicher!
Spielen diese Menschen eine wichtige Rolle in meinem Leben? Ganz und gar nicht!
Hatte ich Angst durch deren Blicke und Kommentare verletzt zu werden? Absolut!

Ich hörte wie sie über mich sprachen, hatte aber nicht den Mut, mal wieder, sie darauf anzusprechen. Aber junge Menschen sollen Respekt vorm Alter haben?

Im Grunde genommen lassen wir uns zu viel nehmen von anderen. Zu viel Spaß, Erfahrungen, positive Erinnerungen.
Wir können diese Menschen nicht ändern, wir können nur uns und unsere Einstellung ändern, nicht deren.


Es ist so traurig, dass es so viel Diskriminierung herrscht in unserer Gesellschaft, gegen jegliche Menschen, die nie jemandem etwas getan haben. Welches Recht hat ein Mensch über andere zu urteilen und schlecht zu reden und ihm so sein Leben ein Stück schwerer zu machen? Sollten wir nicht hier sein um einander zu helfen und zu unterstützen anstatt einander fertig zu machen? 

Sollte nicht jeder Mensch, für das was er kann toleriert, motiviert und gefeiert werden? 


Diese verbitterten Menschen, die über andere reden, sind meist die, die am meisten Dreck am stecken haben und sich gar nicht weit aus dem Fenster lehnen dürfen. Aber kaum einer hat den Mut um ihnen entgegen zu treten aus Angst es wird noch schlimmer.
Also machen sie weiter, damit sie sich besser fühlen. Ein trauriger Kreislauf, den kaum einer durchbricht.

Ich möchte mir nicht ständig sagen "Ich trau mich nicht!" Nur weil andere Leute mich schief angucken könnten.

Natürlich schmerzt es wenn über einen geredet oder sogar gelacht wird, aber zeigt ihnen die Mittelfinger und sagt "Fuck you! Ich lebe mein Leben ohne negative Energie zu versprühen und versuche Spaß zu haben auch wenn ich nicht in Größe 36 passe!"


Kuss und Schluss!
Lilly

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